P. Gerhard Ruf in Assisi

 

     P. Gerhard Ruf (17. Oktober 1927 - 29. Dezember 2008)

Ordensbruder der Franziskaner Minoriten-Provinz „St. Elisabeth“ in Deutschland, Pater Gerhard Ruf (mit dem Taufnamen Helmut Eugen Joseph) war Sohn von Eugen und Augusta Ruf, geb. Stockmeyer.

Am 17 Oktober 1927 in Kaiserslautern (Pfalz) geboren, er wurde am 19 Oktober 1927 in der Pfarrkirche Sankt Martin von Kardinal Josef Wendel, damals Kaplan, getauft und empfing 1937 die Erstkommunion und 1938 die Firmung.

Die Grundschule und das Gymnasium besuchte er in derselben Heimatstadt.

Mit 17 (noch minderjährig, daran erinnerte er oft) musste er - zwischen Oktober 1943 und Oktober 1945 - in den Krieg nach Russland, wo er dann auch 6 Monate Gefangenschaft erlebte.

Zurückgekommen in die Heimat, trat er bei den Franziskanern ein und begann das Noviziat am 8. September 1947 in Schwarzenberg, dort legte er auch am 9. September 1948 die ersten Gelübden ab. Das philosophische und theologische Studium beendete er an der Uni in Fribourg, in der Schweiz. Am 8. September 1951 legte er die ewigen Gelübde ab und zwei Jahre später, am 18 Juli 1953, wurde er in Würzburg zum Priester geweiht, durch die Handauflegung des Kardinals Julius August Döpfner, Bischof von Würzburg.

Zwischen 1954 und 1956 war er als Bruder Prokurator im Konvent Maria Eck am Chiemsee, in den nächsten zwei Jahren als Kaplan in Reisbach/Niederbayern. 1958 - 1959 wirkte er als Prediger in Würzburg und am 18. Juli 1959 wurde er nach Italien geschickt als Seelsorger für die vielen deutschsprachigen Pilger in der Franziskus-Basilika in Assisi.

Er war hier Mitbruder der großen Familie des Sacro Convento für 49 Jahre und fast sechs Monate, bis zu seinem Tod am 29. Dezember 2008. Er hat hier unzählige Pilger, Touristen und Besucher aufgenommen und begleitet, hat all seine Erfahrungen mit der Basilika weitergegeben und die Spiritualität des Franziskus und seines Ordens bezeugt.

Er hat sich eingesetzt für den ökumenischen Dialog, in besonderer Weise mit der Lutherischen Kirche, in Assisi wie auch in Florenz. Er war Kaplan für die ausländischen Stundenten der Uni in Perugia und für verschiedene Jahre Verantwortlicher des Hauses Betania in Assisi und des Konventes von Rocca Sant`Angelo, wo viele auch nicht Katholiken Unterkunft finden konnten.

Er war ein Liebhaber und ein guter Kenner der Kunst, Verfasser vieler Bücher über die Fresken und Glasfenstern der Franziskus-Basilika. Fotograf und Gründer des Fotoarchivs der Basilika und des Konventes des hl. Franziskus (er hat ca. 17.000 Fotos zusammengestellt) dadurch hat er eine große Hilfe geleistet bei den Renovierungen nach dem schweren Erdbeben von 1997.

 

Ab 1969 bis 2004 (eigentlich bis zu seinem Tod) war P. Gerhard Ruf auch Seelsorger der Katholischen Deutschsprachigen Gemeinde in Florenz. Im Auto oder im Zug fuhr er jeden Sonntag und an allen Hochfesten nach Florenz, um hier die Hl. Messe in San Gaetano in deutscher Sprache zu feiern.

Taufen, Beichten, Trauungen und Beerdigungen, geistliche Führung und Gespräche, Veranstaltungen und Gegebenheiten, die seine Anwesenheit verlangten (z.B. das jährliche Gedenken der im Krieg gefallenen Soldaten auf dem Futa-Pass und die Weihnachtsfeier mit den Kindern), das gemeinsame Gebet mit den lutherischen Christen, all das waren für ihn Momente in denen er mit Eifer, Gewissen und Freude seine Berufung und Mission als Priester und Franziskanerbruder für fast 30 Jahre ausüben konnte. Wer aus der Gemeinde erinnert sich nicht, mit wie viel Freude er, nach der Sonntagsmesse, seine Kochkünste in der Wohnung hinter der Kirche einsetzte, damit die Teilnehmer gemütlich ein bisschen Zeit miteinander verbringen konnten?

Es gibt mit Sicherheit noch viele Menschen, die sich an die Entführung der zwei deutschen Schwestern Sabine (15) und Susanne (13) Kronzucker und ihres Cousin Martin Wachtler (15) erinnern. Sie waren im Juli 1980 in der Nähe von Barberino Val d`Elsa 68 Tage lang gefangen gehalten, bis die von den Entführern verlangte Summe bezahlt wurde. Es sind aber wenige Personen, die wissen, dass genau er von dem damaligen Kardinal von Florenz angesprochen wurde, um dieses Geld hinüberzubringen. „Auch wenn seitdem viel Zeit vergangen ist, fühle ich den Druck dieser grausamen Erfahrung“, sagte Pater Ruf.

Am 29. Dezember 2008 hat sein Herz nicht mehr schlagen wollen und so verließ er dieses irdische Leben, damit er im Himmel den Siegeskranz empfangen kann: Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue gehalten. Schon jetzt liegt für mich der Kranz der Gerechtigkeit bereit, den mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, aber nicht nur mir, sondern allen, die sehnsüchtig auf sein Erscheinen warten“ (2Tim 4,7-8).

Was er durch die Führungen in der Franziskus-Basilika gepredigt hat, bezeugt den Glauben seines alltäglichen Lebens: Christus ist „die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt“ (Joh 11,25), und: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Joh 14,6). Er selbst schreibt in der Einführung seines Buches über die Fresken der Oberkirche in Assisi: „Die Apsis stellt uns mit ihrer Ausmalung das Ziel, die Auferstehung und das Leben, vor Augen. Die Ausmalung des Langhauses mit den Zyklen zum Alten und Neuen Testament und den Fresken aus dem Leben des hl. Franziskus ist nur ein Ausschnitt aus dem Gesamtprogramm. Sie stellen den Weg dar, wie man zum Ziel, zum ewigen Leben, kommen kann“ (Die Fresken der Oberkirche San Francesco in Assisi, Schnell & Steiner, Regensburg, 2004).

Das ewige Leben: das war das Ziel seines Lebens, das wollte er auch den vielen, die ihm begegnet sind, weitergeben. Und er hat das überzeugt und mit viel Freude getan.

Als einer der von ihm in den letzten (ca. viereinhalb) Jahren sehr viel Geistliches bekommen hat, möchte ich ein Dankeswort sagen, Ihnen allen die ihn in manchen seiner schwierigen aber auch seiner schönen Stunden begleitet haben. Ihnen in seinem Namen ein herzliches Vergelt`s Gott! Zusammen empfehlen wir seine Seele dem gütigen und getreuen himmlischen Vater, durch die Fürsprache der Mutter Gottes und des hl. Franziskus.

Sonntag, den 11. Januar 2009, um 10.00 Uhr, feierte die deutschsprachige Gemeinde die hl. Messe in San Gaetano für unseren lieben und unvergesslichen Pater Gerhard Ruf.

P. Petru-Stanica Maties, OFMConv.

 

In der Franziskus-Basilika

 

 

Von der Kirche zum Friedhof

 

 

 

P. Petru und P. Ruf

 

 

Einen letzten Blick auf die Basilika